Johannesstift Diakonie schult SpECi

Dem Menschen ein Mensch werden – damit lässt sich die Zielstellung des Kurses „Spiritual und
Existenziell Care“ und die Erfahrung der Kursteilnehmerinnen gut zusammenfassen. Im SpECi-Kurs
der JSD kamen ganz unterschiedliche Menschen zusammen und über Fragen wie „Was gibt meinem
Leben Sinn?“ und „Was macht mich aus?“ öffneten sich die Teilnehmerinnen und Studienleitung und
ließen einander teilhaben an der jeweils eigenen Spiritualität und Lebenshaltung. Von Beginn an
herrschte eine ganz besondere Atmosphäre, die geprägt war von Respekt, Wertschätzung und
herzlicher Verbundenheit.
Schnell wurde klar, dass das Spirituelle nicht per se mit Religiosität gleichzusetzen ist. Viel eher geht
es um den ehrlichen Blick auf die Patientinnen und Bewohnerinnen als Person. Als die einzigartige
Persönlichkeit mit dem individuellen Leben, den Brüchen und Stärken, Charakterschwächen und
Tugenden, Erfahrungen und Ängsten, die in dem jeweiligen „Person Sein“ zusammenspielen – und
die in der Versorgung, die ja nur symptom- und defizitbezogen ist, leider meist übersehen werden
und zu kurz kommen. Wach, aufmerksam und lösungsorientiert zu reagieren auf die Bedürfnisse des
jeweiligen Menschen, darauf kommt es an – und das ist auch der Genesung förderlich. So berichtete
etwa eine Teilnehmerin über einen sehr gläubigen, bettlägerigen Moslem, den die Pflegekräfte fürs
Gebet mit dem Bett in Richtung Mekka schoben. Alle Kursteilnehmenden waren berührt von dieser
und vielen weiteren geteilten Erfahrungen. Im Austausch der Teilnehmerinnen ist sehr deutlich
geworden, dass der Fragebogen, der als Grundlage für die kursbegleitenden Interviews mit
Patient*innen und Angehörigen diente, was mit den Beteiligten macht. Auch (und vor allem auch)
mit denen, die die Fragen stellen. Denn die Beschäftigung mit Sinnfragen, mit existenziellen Themen
geht immer in die Tiefe und rüttelt einiges wach, manches das lange nicht angeschaut wurde, steht
dann plötzlich im Raum – und will dann auch behandelt werden. Das zu erleben, war bereichernd,
aber zuweilen auch belastend. Denn die Zeit dafür ist knapp…

Ein Beitrag von Schulungsteilnehmerin Raphaela Kemmet, Referentin für Ethik an der JSD.