Projektinformation

Die Bedeutung spiritueller Gesundheit wird als unverzichtbare Dimension im Total Health Concept der WHO Definition von Palliative Care benannt. Mitarbeitenden in der pflegenden, therapeutischen und medizinischen Versorgung ist es daher ein Anliegen, den spirituellen Bedürfnissen von Patient*innen und Bewohner*innen, Gästen, An- und Zugehörigen gerecht zu werden. Mit der Qualifizierung zur spirituellen und existenziellen Kommunikation sowie zur Unterstützung ihrer spirituellen Bedürfnisse, wird diesem Anliegen Rechnung getragen.

Dies geschieht auf Grundlage des interdisziplinären Ansatzes von „Spiritual Care“. Daher wurde das berufsgruppenübergreifende 40 Stunden umfassende „Curriculum Spiritual / Existential Care interprofessionell (SpECi)“entwickelt. Es baut auf vorhandenen Kompetenzen im Bereich der pflegerische, ärztlichen, therapeutischen und hospizlichen insbesondere der palliativen Versorgung auf und vertieft diese. Ziel ist es, bei den beruflichen wie ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Erleben von Krankheit und Sterben zum einen die Sensibilisierung für existenzielle und spirituelle Fragen zu stärken und zum anderen die Kommunikationsfähigkeit sowie Handlungskompetenz in diesem Themenfeld zu fördern.

Die Qualifizierung und der Ansatz von „Spiritual / Existential Care interprofessionell (SpECi)“ ist weltanschauungsübergreifend. Er orientiert sich an dem jeweiligen spirituellen und religiösen Selbstverständnis und den Bedürfnissen der Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Auf dieser Basis gilt es eine professionelle Begleitung zu ermöglichen. 

Insbesondere ältere Menschen, die sich in ihrer letzten Lebensphase befinden, haben einen Anspruch auf eine umfassende und wertschätzende Begleitung. In dieser letzten Lebensphase erlangen spirituelle Bedürfnisse und existentielle Fragen eine besondere Bedeutung. Sie finden allerdings bislang keine oder nur eine zufällige Berücksichtigung im pflegerischen, therapeutischen, medizinischen Handeln. Mit der fachlichen Einbindung kann es gelingen, diese Begleitung in die Personal-, Struktur- und Organisationsentwicklung und in ein entsprechendes Handeln in den Einrichtungen zu integrieren. Leider berücksichtigen die Kostenträger im Gesundheitswesen die Bedeutung des Eingehens auf diese Bedarfe für die Gesundheit im Sinne der WHO-Definition bislang nicht, so dass die Betroffenen auch keinerlei Rechtsanspruch innerhalb der bestehenden gesetzlichen Vorgaben und Regelungen auf „Spiritual Care“ geltend machen könnten. Gerade hier will das Modellprojekt durch die wissenschaftliche Begleitforschung valide Daten erheben, um die Notwendigkeit existenzieller und spiritueller Begleitung am Lebensende zu dokumentieren und ansichtig werden zu lassen

Das Modellprojekt wendet sich daher an Mitarbeitende in medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Berufen sowie ehrenamtlich Engagierte in Einrichtungen der stationären Altenpflege, Hospizen, Krankenhäusern und ambulanter Pflege und Palliativstationen.

Im Zuge der Qualifizierung wird mit den Teilnehmenden ergründet, wie spirituellen Bedürfnissen von Personen am Lebensende verlässlich und kompetent begegnet werden kann. Neben der Befähigung werden auch die benötigten strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen für eine gelingende Implementierung einer entsprechenden Begleitung erarbeitet und dargestellt. Diese haben in den letzten Jahren unter dem Stichwort „Spiritual Care“ zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Das Einbeziehen der An- und Zugehörigen ist dabei ebenso von Relevanz wie die Unterstützung der Mitarbeitenden in der eigenen Auseinandersetzung mit Tod, Krankheit und Behinderung.

Darüber hinaus sollen mögliche positive Effekte für die teilnehmenden Einrichtungen der medizinisch-pflegenden und therapeutisch-gesundheitlichen Versorgung durch Steigerung der Mitarbeitendenzufriedenheit erhoben werden.

Ab Herbst 2021 wird das neu entwickelte Curriculum an sieben Projektstandorten in Einrichtungen der stationären Altenpflege, Hospizen und Palliativstationen…

  1. mit interprofessionell zusammengesetzten Teilnehmendengruppen aus Gesundheitsberufen umgesetzt und erprobt;
  2. die Wirksamkeit im Hinblick auf die spirituelle Gesundheit der von ihnen im letzten Lebensjahr betreuten Menschen erforscht.
  3. die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens und deren Auswirkungen auf die Organisations-, Struktur- und Personalebene dokumentiert.

Das Curriculum

Eine interprofessionell, religions- und konfessionsübergreifend zusammengesetzte Arbeitsgruppe hat im Zeitraum von 2017-2019 das 40-stündige Curriculum „Spiritual / Existential Care interprofessionell (SpECi)“ erarbeitet.

Spiritual Care Kompetenzen

Spiritual Care Kompetenzen. Bild: Freepik.com (nensuria)

SCCQ © Frick & Büssing (2017) Quelle: Frick E, Theiss M, Recchia DR, Büssing A: Validierung einer deutschsprachigen Skala zur Messung von Spiritual Care Kompetenzen. Spiritual Care 2019, (8(2): 193–207

Der Kurs wird in zwei Blöcken à 2 bzw. 3 Tagen inhouse oder an einem zentralen Ort durchgeführt und umfasst den Erwerb und die Steigerung von entsprechender Wissens-, Handlungs-, Sozial- und Selbstkompetenz im Bereich „Spiritual and Existential Care“.

Inhaltlich besteht die Weiterbildung aus folgenden 10 Modulen:

Modul 1 Spiritualität – Zugänge und Klärungen  Spiritualität bei Gesundheit und Krankheit
Modul 2  Spirituelle Bedürfnisse und Spiritual Care-Kompetenzen
Modul 3  Existenzielle Belange wahrnehmen und erfassen
Modul 4  Spirituelle und existenzielle Kommunikation in der Berufspraxis
Modul 5  Spiritualität – Rahmen – Schnittflächen und Kontexte
Modul 6  Ist die Seele im Lot? – Gelingende Kommunikation bei unlösbaren Fragen
Modul 7  Verlust und Trauer begegnen
Modul 8  Spirituelle Ressourcen und Kraftquellen: Was tröstet? Was gibt inneren Frieden
Modul 9  Spirituelle Ressourcen und Kraftquellen: Was lässt hoffen?
Modul 10  Bergende hilfreiche Rituale bei schwerer Erkrankung und Tod 

Teilziele

  • Entwicklung, Erprobung, Veröffentlichung eines Curriculums „Spiritual/Existential Care interprofessionell (SpECi)“
    • Entwicklung von Handlungsempfehlungen für Pflegende und Ärzt*innen zu „Spiritual / Existential Care“
    • Entwicklung von Implementierungsstrategien für Spiritual Care im Gesundheitswesen in Kooperation mit allen Akteuren „der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“.

Projektverlauf

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren (Oktober 2020 bis September 2023).