Vierter Kaminabend

Aus allen Himmelsrichtungen der Republik Deutschland begrüßte der Präsident der Diakonie Deutschland, Pfarrer Ulrich Lilie, in seiner Rolle als Gastgeber die knapp 130 Teilnehmenden zum vierten und damit letzten Abend der Veranstaltungsreihe „Kaminabende im Projekt SpECi“.

Der Abend stand unter der Fragestellung „Was ist uns Spiritual Care wert im Hinblick auf eine umfassende Patient:innenenversorgung?“ und bot neben zwei Impulsvorträgen eine Podiumsdiskussion sowie die Öffnung für Fragen aus der Zuhörerschaft über den Chat oder Direktbeteiligung. Journalistin Tina Groll (Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di und Mitglied im Bundesvorstand der Fachgruppe Medien in ver.di.) moderierte und führte mit persönlichen Statements durch den vierten Abend.

Prof. Dr. Klaus Baumann von der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i.Br. eröffnete den Abend mit seinem Impulsvortrag zu „Spiritual/ Existential Care unverzichtbar in der Patient:innenversorgung“ und erörterte anhand von drei Thesen den Wert von Spiritual Care.

Sein Plädoyer: Eine an den Personen orientierte ärztliche und pflegerische Behandlung muss deren Erleben und Verhalten sorgsam beachten – einschließlich ihrer existenziellen und spirituellen Bedürfnisse und ihr damit verbundenes Erleben und Verhalten. Die Nicht-Beachtung spiritueller und existenzieller Bedürfnisse käme einem ärztlichen Kunstfehler gleich.

Es bedarf dazu der Befähigung, um auf das Erleben und Verhalten bezüglich spiritueller und existenzieller Bedürfnisse angemessen eingehen zu können. Diese These verdeutlichte er anhand eines im Fachlehrbuch angebotenen Fallbeispiels für (vermeintlich) gelungene Arzt-Patient:innen-Kommunikation. Das angebrachte Fallbeispiel wurde parallel auch im Chat eingehend diskutiert und regte später auch die Diskutanten auf dem Podium zum Nachdenken an.

Krankenhausseelsorger Christian Möring referierte zu „Investition in das Vertrauen“ und stellte das Konzept „Spirit in the house“ im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf (EKA) als Praxisbeispiel vor. Der Standorte EKA war der erste Schulungsstandort im Rahmen des SpECi-Projekts, seitdem ist in Hamburg einiges gewachsen und weiterentwickelt worden. Möring machte die Ziele des Prozesses „Spirit in the house“ deutlich: Mitarbeitende zu empowern, ihre eigene Spiritualität wahrzunehmen, auszudrücken und zu gestalten und sich so mit ihrer eigenen Haltung in die Arbeit einzubringen. Um diesen Weg zu gehen und Spiritual Care zu implementieren, bedürfe es insbesondere Freiheit, Vielfalt und Geduld.

Dr. Brigitte Saviano von der Stabsstelle Caritaspastoral des Caritasverbands für den Rhein-Erft-Kreis e.V., Hürth schloss sich den Ausführungen von Christian Möring an und berichtete von ihren Erfahrungen mit dem Pilotprojekt SpECi – ihren Investitionen, v.a. aber ihrem Benefit.

Die Erfahrungen wurden in der Podiumsdiskussion unmittelbar vom Gastgeber Ulrich Lilie aufgegriffen, sodass Dr. med Wolfgang Niesert, Direktor der Klinik für Palliativmedizin mit Institut für Palliative Care der KEM, Johannes Albrecht, Seelsorger im Ev. Zentrum für Altersmedizin Potsdam und Sprecher in der Sektion Seelsorge der DGP, gemeinsam mit den Referenten und Gastgeber des Abends in eine spannende Diskussion einstiegen und dabei Fragestellungen nach der Implementierung von Spiritual Care, Spiritualität und Arbeitszufriedenheit in den Blick nahmen und erörterten, dass Spiritualität und Spiritual Care mitten ins Leben gehören und keine Utopie bedeuteten.

Johannes Albrecht erinnerte an die Charta zur Betreuung Schwerstkranker und Sterbender von 2010, das grundsätzliche Recht aller Schwerstkranken auf spirituelle Versorgung, die als Aufgabe aller in der Gesundheitsversorgung Tätigen gesehen wird, Zeit und am Ende auch Geld kostet – aber, dass sollte es wert sein und dies muss von der Gesellschaft, den Spitzenverbänden, Kostenträgern und politischen Verantwortlichen gesehen und geändert werden. Es bedürfe eines „echten Kulturwandels“, wie Prof. Klaus Baumann konstatierte – diesen anzustoßen, dazu leistet das Projekt SpECi mit seinen Arbeitsgruppen und der wissenschaftlichen Begleitforschung einen Beitrag.

Die rund einstündige Veranstaltung finden Sie auf dem YouTube-Kanal der Diakonie Deutschland.

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