Seelsorge trifft SpECi – eine Entdeckungsreise

Ein Erfahrungsbericht von Marianne Bevier

Zur Vorgeschichte

Im November 2023 befasste sich die Sektion KSA (Klinische Seelsorgeausbildung) der DGfP (Deutsche Gesellschaft für Pastoralspsychologie) in einer Tagung mit dem Thema Spiritual Care.

Im selben Jahr machte sich das KSA-Institut in Heidelberg auf den Weg, darüber nachzudenken, wie Spiritual Care mit seinem Ziel, die spirituelle Dimension von Menschen grundsätzlich in Behandlungssysteme zu implementieren, in die Aus- und Fortbildungskurse von Seelsorgerinnen und Seelsorgern eingebracht werden kann. Wir Kolleginnen und Kollegen vom Institut entwickelten die Idee, Kursleiterinnen und Kursleiter programmatisch mit der Idee von Spiritual Care vertraut zu machen und sie in die Kurse aufzunehmen.

Der Kurs

So entstand am KSA-Institut das Projekt eines SpECi-Kurses, der ausschließlich für Kursleiterinnen und Kursleiter und den Kreis weiterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgeschrieben war. Auch ein Arzt, ein Hospizleiter und Krankenpfleger und ein muslimischer Theologe nahmen teil. Der Kurs wurde von Dr. Astrid Giebel (Theologie Leitungsstab, Diakonie Deutschland), Johannes Albrecht (Seelsorger am Ev. Zentrum für Altersmedizin, Potsdam, Sprecher der Sektion Seelsorge in der DGP) und Marianne Bevier geleitet (Lehrsupervisorin und Beraterin am KSA-Institut) geleitet. Vornehmlich ging es darum, die Inhalte eines SpECi-Kurses kennenzulernen.

Da viele Fachleute zum Thema Seelsorge teilnahmen, kam es öfter auch zu einer kritischen Auseinandersetzung über Inhalte und Didaktik des Kurses. An den Auseinandersetzungen wurde allen deutlich, dass SpECi keine Konkurrenz zu Seelsorge ist, sondern eine interprofessionelle Grundausbildung in Spiritualität, die in der Pflege, in der Therapie und der Medizin Tätige anspricht, während die Seelsorgerinnen und Seelsorger als Fachleute fungieren. Im SpECi geht es um eine Verortung von Spiritualität in der Systematik des Gesundheitswesen, sodass alle, die im Gesundheitswesen professionell tätig sind, befähigt werden in irgendeiner Weise die spirituelle Dimension des Menschen aufzugreifen, ihrer bewusst zu werden und mit ihr zu rechnen. Es zeigte sich, dass SpECi eher eine Unterstützung der Interessen von Seelsorge bedeutet, weil es etwas leistet, was Seelsorge nicht leisten kann: die flächige und systematische Verortung von spirituellen und existentiellen Anliegen von Menschen in Krankenhäusern und anderen Institutionen des Gesundheitswesens.

Einen zusätzlichen, bedeutsamen Aspekt wurde Dr. Astrid Giebel nicht müde, zu betonen: SpECi hat auch die Funktion eines Instruments der Personalentwicklung, der Organisationentwicklung und Förderung einer Kultur des Miteinander in den Institutionen. Wenn es um die Implementierung der Idee von spiritueller und existentieller Fürsorge in Institutionen geht, dann ist es wichtig, die Klinikleitungen anzusprechen und sie mit der Idee von SpECi vertraut zu machen und sie dafür zu gewinnen. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war so von SpECi überzeugt, dass wir gemeinsam überlegten, wie eine mögliche Implementierung in den jeweiligen Krankenhäusern beginnen könnte.

An einem Kursabend besuchten wir die Gutleuthofkappelle in Heidelberg

Im Gutleuthof fanden im 15. Jahrhundert leprakranken Menschen Asyl. Mit einem Ritual, das die Absonderung von der Außenwelt beging, wurden sie in den Gutleuthof gebracht, um dort zu leben und einfache Feldarbeit zu verrichten. 1430 stiftete Pfalzgraf Ludwig der III. eine Kapelle für diesen Gutleuthof. Berührend für uns war die Information, dass hier gesunde und kranke Menschen zusammen Gottesdienst feierten: Die Leprakranken auf der Empore (ohne Zugang zum unteren Raum der Kapelle), wohin sie durch einen eigenen Zugang kamen, und die Gesunden aus der Umgegend im unteren Raum. Spiritualität und Glaube verband Gesunde und Kranke. In der Kapelle begegneten sich so existentielle und spirituelle Anliegen.

Wie es weitergeht

Fast alle, die am SpECi-Kurs teilgenommen haben, qualifizierten sich bei einer anschließenden zweitägigen Schulung zu Trainerinnen und Trainern für SpECi und können damit eigene, von der DGP (Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin) zertifizierte Kurse anbieten. Zwei SpECi-Kurse sind schon geplant, einer im Haus Tobias in Augsburg und einer beim Caritasverband in Trier, zwei Kollegen und Kolleginnen werden versuchen dieses Kursmodell interprofessionell in ihrer Klinik anzusiedeln. In Heidelberg wird es vom KSA-Institut einen weiteren SpECi-Kurs geben, um diese Initiativen zu fördern und zu unterstützen.

In der Summe hat sich das Projekt des KSA-Instituts als ein eindrücklicher Erfolg erwiesen und wir sind darüber natürlich sehr glücklich.

Marianne Bevier, Lehrsupervisorin DGfP